[Rezension] Fünf am Meer | Emma Sternberg

Dienstag, 30. August 2016


Seiten: 460
Verlag: Heyne
Ersterscheinung: 9. Mai 2016
ISBN: 9783453421639
Format: Klappenbroschur
Preis: [A] 10,30 €  |  [D] 9,99 €
Genre: Roman

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Mein Lesezeitraum: 2. - 24. August 2016




Die Buchrückseite
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WILLKOMMEN IM SEA WHISPER INN

Es zieht Linn den Boden unter den Füßen weg, als sie ihren Verlobten in flagranti erwischt. Aber dann erfährt sie, dass sie geerbt hat - und findet sich in einem Haus in den Hamptons wieder, direkt am Meer. Die Bewohner, fünf lebenslustige Senioren, wachsen Linn bald ans Herz, genauso wie die gemeinsamen Granatapfel-Manhattans und die Storys über ihre glamouröse Tante Dorothy. Doch dann taucht dieser attraktive Journalist auf, der noch ein bisschen mehr zu wissen scheint ...


Der Erste Satz
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Das Leben nimmt ja manchmal Wendungen, bei denen du dir nicht sicher bist, ob du sie gut finden sollst oder nicht.


Meine  Meinung
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Eine Seniorenresidenz in Selbstverwaltung

Die Handlung von Fünf am Meer findet hauptsächlich in den amerikanischen Hamptons statt. In der Hauptrolle ist die Deutsche Linn, die Hals über Kopf in die USA fliegt - und das kam so: ihr Freund hat sie betrogen und kurz darauf bekommt Linn Besuch von einem amerikanischen Nachlassverwalter, der ihr mitteilt, dass ihre Großtante Dorothy gestorben ist und ihr ein Haus am Meer vermacht hat. Eigentlich ist das die perfekte Gelegenheit, um vom fremdgehenden Freund so weit weg wie möglich zu kommen, habe ich mir gedacht. Auch Linn hat diese Chance gleich gesehen, sie sofort am Schopf gepackt und ist direkt Richtung New York abgedüst.

Allzu ernst darf man diese Geschichte nicht nehmen, denn wenn man bedenkt, dass der langjährige Freund Linn mit der Arbeitskollegin betrügt und sie in den Tagen und Wochen darauf deswegen kaum bis gar nicht trauert, ist das entweder keine echte Liebe gewesen, oder nicht sehr authentisch erzählt. Zu Linns Verteidigung muss man aber auch sagen, dass die Hamptons eine ganz eigene Wirkung auf sie hatten: sie entdeckt dort ihre rebellische und unabhängige Seite und das fühlte sich für sie gut und lebendig an. Hinzu kommt, dass für sie in Amerika ja alles neu und ungewohnt ist, Linn ist ständig beschäftigt, lernt viele neue Menschen kennen, unter anderem auch zwei Männer, die ihr ein wenig den Kopf verdrehen, und muss sich nebenbei noch um das eine oder andere gröbere Problem, ihr Erbe betreffend, kümmern. Also viel Zeit, um über diesen Betrug nachzudenken, bleibt sowieso nicht.

Das Sea Whisper Inn ist in Wirklichkeit eine Wohngemeinschaft der Witwen und Witwer, eine Gemeinschaft der einsamen Herzen, ein Heim für jene, die ihr Heim verloren haben.
(S. 113)

Die fünf alten Leute, die Linn in ihrem geerbten Haus am Meer vorfindet, fand ich allesamt richtig liebenswert. Jeder Senior ist mit einer eigenen, ganz unverwechselbaren Persönlichkeit beschrieben worden. Die eine schließt man zwar schneller ins Herz als den anderen, aber alle haben ihren Charme, dem man sich nicht entziehen kann, besonders Linn ist von den Whisper Inn - Bewohnern entzückt.

Die Bewohner spielen für den weiteren Verlauf dann allerdings keine sehr große Rolle mehr. Sie sind zwar da und immer mal wieder sind die alten Herrschaften Thema, aber bis auf eine alte Dame, haben sie nicht mehr viel Einfluss auf das weitere Geschehen, das ja das eigentlich Spannende war. Linn steht nämlich vor einem Problem größeren Ausmaßes, in das sich dann auch noch ein plötzlich auftauchender Kunstjournalist verstrickt. Also eigentlich geht es sogar um Linns gesamte Existenz bzw. die Rettung derselben und mittendrin ein begehrtes Porträt und ein Geheimnis über ihre Großtante Dotty, das möglicherweise der Schlüssel für die Lösung von Linns Problemen sein könnte ...

Ich meine, muss denn jedes Geheimnis ans Licht gezerrt werden? Kann man die Dinge nicht hin und wieder einfach mal auf sich beruhen lassen?
(S. 380)

Wie schon erwähnt, schleicht sich auch der eine oder andere Mann in die Geschichte um Linn. Besonders wenn es um Männer ging, kam mir die Protagonistin sehr naiv und gutgläubig vor. Dass sie das bei mindestens einem davon bitter bereuen wird, hätte ich ihr prophezeien können. Man hat gemerkt, dass Linn anhand des Verhaltens eines Mannes überhaupt kein Gespür für seine wahren Absichten hat. 

Fünf am Meer lässt sich bestimmt gut am Meer lesen, aber auch überall sonst wird man mit dieser Geschichte wunderbar unterhalten. Ich kann und will hier nicht wirklich etwas kritisieren, denn mein Gesamteindruck ist sehr gut. Ein Buch, das ich richtig gerne gelesen habe!


Persönliche Bewertung
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Weitere Buchzitate
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~ Vielleicht ist es viel gesünder, den Wunsch zu haben, die Welt nach den eigenen Vorstellungen 
zu verändern, als sich danach zu sehnen, dass alles ewig so bleiben möge, wie es ist. ~ 
(S. 63)

~ Vielleicht ist es ja auch falsch, immer für alles Vergleiche finden zu wollen. Denn 
wer immer nur vergleicht, übersieht, dass manche Dinge im Leben einmalig sind. ~  
(S. 112)

~ Es war, als hätte sie plötzlich begriffen, dass das Leben nichts war, aus 
dem man fliehen durfte, sondern etwas, in dem man ankommen musste. ~ 
(S. 169)

~ Die meisten Dinge bleiben nicht ewig das, was sie einmal waren. Sie verändern sich, entpuppen sich als etwas 
anderes als das, wofür man sie gehalten hat. Manche Dinge zeigen nach einer Weile ein ganz anderes Gesicht.
Die Menschen verändern sich, und manchmal ist man es selbst, der sich verändert. Oft merkt man es gar nicht, 

während es passiert, und man stellt sich erst am Ende die Frage, wer man eigentlich die ganze Zeit davor gewesen ist. ~
(S. 174)

~ Man sollte wie eine Schraube sein, wenn es um Probleme geht. Zupackend, zielstrebig und unkompliziert. ~  
(S. 249)

~ Einem Mann treu zu bleiben, der einem immer untreu ist - ist das der Höhepunkt der Dummheit oder der Liebe? ~ 
(S. 275/276)

~ Hat es nicht auch Qualität, wenn man miteinander schweigen kann? 
Bedeutet nicht genau das, dass man sich besonders nahe ist? ~
(S. 357)

~ Man muss sich voll und ganz auf seine Mitmenschen einlassen, wenn man geliebt werden will. Man kann dabei enttäuscht werden, klar, und natürlich läuft man am Ende Gefahr, verletzt zu werden. Aber wer aus Angst vor 
Verletzung seinen Panzer nicht ablegt, der wird auch nie erfahren, wie es ist, wenn sich zwei Menschen nahekommen. ~  
(S. 441)



Die Autorin
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Emma Sternberg wurde 1979 in Hamburg geboren. Nach acht Semestern Medienwissenschaft hat sie einen Job beim Radio bekommen und ihre Magisterarbeit nie zu Ende geschrieben, was sie bis heute bereut - wenn auch nur ein bisschen.




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2 Kommentare:

  1. Danke fürs Verlinken! Ja, in gewissen Dingen war Linn recht naiv. Aber das Buch hat mich so gut unterhalten, dass ich darüber hinweg sehen konnte.
    Liebe Grüsse, Anya

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    1. Sehr gerne! Danke für deine Erlaubnis. :) Mich hat Linns Naivität eh nicht gestört, war ja jetzt auch nicht so ausgeprägt. ;)
      Alles Liebe!

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