[Rezension] Geh, wohin dein Herz dich trägt | Susanna Tamaro

Freitag, 22. Mai 2015


Informationen zum Buch:

-) Seiten: 312
-) Verlag: Diogenes
-) Ersterscheinung: 1995
-) ISBN: 9783257261202
-) Format: A6; Hardcover mit Leineneinband
-) Wert/Preis: [A] 12,40 €   [D] 12,00 €
-) Originaltitel: Va' dove ti porta il cuore
-) Genre: Roman
-) Wissenswertes: Band # 1 der Reihe mit Olga und Marta

Zum Buch? - Verlagshomepage
Reinlesen? - Leseprobe

Lesezeitraum: 17. - 19. Mai 2015



Persönliche Bewertung:  4 **** 


Die Autorin:

© Marco Delogu
 
Susanna Tamaro wurde 1957 in Triest geboren. Längere Zeit war sie Dokumentarfilmerin für das italienische Fernsehen, heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Rom und bei Orvieto. Ihr Bestseller Geh, wohin dein Herz dich trägt hat sie weltweit berühmt gemacht.










Der erste Satz:

Du bist vor zwei Monaten abgereist, und seit zwei Monaten habe ich, abgesehen von einer Postkarte, auf der du mir mitteilst, dass du noch lebst, keine Nachricht von dir.


Über den Inhalt:

Drei Generationen von Frauen in unserem Jahrhundert ziehen vor dem inneren Auge des Lesers vorbei, während er das Vermächtnis von Olga an die aus der Enge der Familienzwänge nach Amerika geflohene Enkelin liest: ein Brief-Tagebuch, das schöne und schmerzliche Erinnerungen enthält, Weisheit des Alters, vor allem aber das im Angesicht des Todes ausgesprochene Geständnis der tiefen Liebe zur Enkelin.


Meine Meinung:

Ein kleines Buch, das es in sich hat!

Dieses Buch hat von seinen Maßen her eher A6 Format, weshalb es recht schnell ausgelesen war.

Susanna Tamaros Romane finde ich immer sehr wertvoll zu lesen, weil man daraus viele vor Lebensweisheit sprühende Aussagen findet - meist ganz offen, manchmal muss man aber auch aufmerksam zwischen den Zeilen lesen, um sie zu entdecken. So war es nun auch in Geh, wohin dein Herz dich trägt.

Die ganze Geschichte besteht aus einem einzigen, langen Brief, der auf ein paar Tage (also Kapitel) aufgeteilt worden ist.
Olga ahnt, dass sie nicht mehr allzu lange leben wird, und schreibt ihrer Enkelin, die sie vor einiger Zeit verlassen hat, um ins Ausland zu gehen und mit der sie nicht wirklich im Guten auseinander gegangen ist, diesen Brief, in dem sie sich alles von der Seele redet, was in ihr vorgeht bzw. vorgegangen ist, seitdem sie ein junges Mädchen war. Und vor allem schreibt sie über den Tod ihrer Tochter und beichtet somit etwas, von dem sie denkt, dass es all die Jahre, in denen die Enkelin bei ihr gelebt, zwischen ihnen gestanden hat. Olga wünscht sich nur noch eines: dass ihre Enkelin den Brief eines Tages liest und ihr vergeben kann ...

Als Olga so von ihrem Leben als Mädchen und junge Frau erzählt hat, war ich nicht andauernd so interessiert bei der Sache. Teils war es fesselnd, teils hatte es aber auch ein paar Längen dabei. Ich war nur froh über die tollen Zitate, die ich für mich in dem Buch entdeckt und herausgeschrieben habe, sodass ich jetzt jederzeit darüber nachsinnen kann. (Eine kleine Kostprobe findet ihr, wie immer, ganz unten.)

Ein Roman für ruhige Momente mit einer Geschichte, aus der man viel fürs eigene Leben, sprich das persönliche Wachstum, mitnehmen kann, der in Anbetracht des nahenden Todes der Protagonistin melancholisch - traurig geschrieben ist und vor allem eines kann: berühren!


 *          *          *          *          *          *          *          *          *           *           *          *          *

Buchzitate:

Ich sagte mir, wer die Pubertät unversehrt durchlebt, wird nie wirklich groß. ~ (S. 23)

Schon am nächsten Tag jedoch, wenige Seiten weiter, hieß es,
das Schicksal sei nichts anderes als das Ergebnis unserer früheren
Handlungen, wir selbst seien unseres Glückes Schmied. ~ (S. 40)

Wer auf das Herz hört, steht dem Tierreich nahe, dem Unkontrollierten,
wer auf den Verstand hört, ist den höchsten Geistesdingen nahe. Und wenn
es nun gar nicht so wäre, wenn eher das Gegenteil stimmte? Wenn
gerade durch dieses Übermaß an Vernunft das Leben verarmte? ~ (S. 135)

Verstehen erfordert Stille. ~ (S. 137)

Weißt du, welchen Fehler man immer wieder macht? Den, zu
glauben, das Leben sei unwandelbar, und wenn man einmal einen Weg
eingeschlagen habe, müsse man ihn auch bis zum Ende gehen. ~ (S. 207)

Eines Tages, während Ernesto bei der Arbeit war, ging ich im Park
spazieren und dachte, dass das Schönste in diesem Augenblick
wäre zu sterben. Es mag seltsam erscheinen, aber größtes
Glück, genau wie größtes Unglück, bringt immer diesen
widersprüchlichen Wunsch mit sich. ~ (S. 214)

Verständnis und Oberflächlichkeit hängen nicht mit dem Alter zusammen,
sondern mit dem Weg, den jeder Einzelne geht. ~ (S. 270)

Bevor du über einen Menschen urteilst, gehe drei
Monde lang in seinen Mokassins. ~ (S. 270)

Fehler zu machen ist natürlich, fortzugehen, ohne sie begriffen
zu haben, macht den Sinn eines Lebens zunichte. ~ (S. 272)

Wenn das Leben ein Weg ist, so ist es ein Weg, der immer bergauf führt. ~ (S. 273)

Nur der Schmerz lässt einen wachsen, aber man muss sich ihm stellen,
wer ausweicht oder sich bemitleidet, ist dazu bestimmt zu verlieren. ~ (S. 282)

Jedes Mal, wenn du, wachsend, Lust haben wirst, die falschen
Dinge in richtige Dinge zu verwandeln, erinnere dich daran, dass
die erste Revolution, die man machen muss, die im eigenen Inneren
ist, das ist die erste und wichtigste. Für eine Idee zu kämpfen,
ohne eine Idee von sich selbst zu haben, ist mit das
Gefährlichste, was man tun kann. ~ (S. 311)

2 Kommentare:

  1. ist das nicht ein wunderbares Buch .... Ich lese von Zeit zu Zeit noch heute darin, nach über 10 Jahren

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  2. Hallo (: ich habe das Buch auf der Straße gefunden und heute zu Ende gelesen. Die letzte Seite wurde jedoch raus gerissen. Jetzt frage ich mich, was auf der letzten Seite noch passiert. Könntest du mir das zusammenfassen? Das wäre so toll

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